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Waldschäden durch Gewittersturm erhöhen Borkenkäfergefahr

Der Gewittersturm in der Nacht vom 1. auf den 2. August hat im Nordwesten des Kantons Thurgau erhebliche Schäden verursacht. Auch der Wald ist stark betroffen, schätzungsweise 15 000 Kubikmeter Holz wurden geworfen. Die Sturmschäden begünstigen nun die Entwicklung der Borkenkäfer und so müssen noch grössere Schäden am Wald befürchtet werden. Das Forstamt Thurgau informierte am Dienstag, 15. August 2017, im Forstrevier Seerücken über die Sturmschäden am Wald sowie über die erhöhte Borkenkäfergefahr und über die nötigen Präventionsmassnahmen.

Die Schäden am Wald, welche der Gewittersturm in der Nacht vom 1. auf den 2. August verursacht hat, sind massiv. Allmählich können die Schadholzmengen beziffert werden. Im betroffenen nordwestlichen Kantonsteil wurden schätzungsweise 15 000 Kubikmeter Holz geworfen, rund die Hälfte davon ist Fichtenholz. Damit ist dies das grösste Sturmereignis im Thurgauer Wald seit Lothar 1999. Viele Waldeigentümer sind stark von den Schäden betroffen. Nun müssen aber durch den Borkenkäfer noch grössere Schäden am Wald befürchtet werden.

Sturmholz ist ideales Brutmaterial für die Borkenkäfer

Borkenkäfer gehören natürlicherweise zum Waldökosystem. Die Käferlarven entwickeln sich unter der Rinde von Fichten (Rottannen) und können diese dadurch zum Absterben bringen. Borkenkäfer befallen primär geschwächte Bäume, denn gesunde Fichten wehren sich mit Harzfluss gegen die Eindringlinge. Bei grossen Käferdichten können aber auch gesunde Fichten befallen werden. Seit dem Hitzesommer 2015 konnte die Borkenkäferpopulation aufgrund der günstigen Bedingungen deutlich ansteigen. Die hohen Temperaturen und die Trockenheit beschleunigten die Entwicklung der Käferlarven, gleichzeitig waren die Fichten aufgrund des Wassermangels gestresst und gegenüber den Käfern anfällig. Ähnlich war die Situation auch im Spätsommer und Herbst 2016. Mit dem ausserordentlich heissen Juni dieses Jahres muss die Borkenkäfersituation nun seit einigen Wochen als kritisch beurteilt und intensiv beobachtet werden. Bereits mussten etliche befallene Fichten gefällt werden. Aufgrund der vielen Sturmschäden finden die zahlreichen Käfer nun noch bessere Bedingungen vor, denn die geworfenen und beschädigten Fichten sind optimale Brutstätten. Eine starke Vermehrung der Käfer und grosse zusätzliche Schäden an noch gesunden Fichten werden nun befürchtet.

Befallene Fichten müssen aus dem Wald

Der Forstdienst und die Waldeigentümer sind nun gefordert, die Käfervermehrung möglichst zu begrenzen. Zentral ist dabei, dass der Bruterfolg der Borkenkäfer reduziert wird. Befallene Fichten, in welchen unzählige Käferlarven heranwachsen, müssen folglich möglichst vor deren Entwicklung zu flugfähigen Käfern aus dem Wald geführt werden. Dies gilt nicht nur für die Stämme, sondern auch für das Kronenmaterial. Das Fichtensturmholz, das optimale Brutstätten darstellt, muss jetzt speditiv aufgerüstet und aus dem Wald gebracht werden. Die übrigen Baumarten sind nicht betroffen und können auch noch zu einem späteren Zeitpunkt aufgearbeitet werden.

Sicherheit geht vor

Oberste Priorität bei der Aufrüstung des Sturmholzes hat abgesehen von der Borkenkäferbekämpfung die Unfallvermeidung. Geworfenes Holz kann sehr gefährlich sein und unter Spannung stehen. Immer wieder kam es in der Vergangenheit bei Aufräumarbeiten nach Stürmen zu schweren und auch tödlichen Unfällen. Die Privatwaldeigentümer sind daher angehalten, keine Arbeiten auszuführen, für die sie nicht ausreichend geschult sind, sondern ausgebildetes und gut ausgerüstetes Forstpersonal beizuziehen. Im Übrigen besteht aufgrund des Sturmes im betroffenen Waldgebiet weiterhin ein erhöhtes Risiko von herunterfallenden Ästen. Waldbesucher sind zur Vorsicht angehalten.

Kanton sichert finanzielle Unterstützung zur Borkenkäferbekämpfung zu

Die Borkenkäfersituation ist auch in den vom Sturm verschonten Kantonsteilen kritisch. Alle Waldeigentümer sind daher angehalten, ihre Fichtenbestände zu beobachten und bei Anzeichen von Käferbefall wie etwa Bohrmehl, lichten Kronen oder Rindenabfall sofort den örtlichen Revierförster zu kontaktieren. Aufgrund der kritischen Situation wurde heute per Regierungsratsbeschluss finanzielle Unterstützung für die Borkenkäferbekämpfung durch den Kanton zugesichert. Rechtzeitiges Hacken von Kronenmaterial, Zwischentransporte von Fichtenholz aus dem Wald oder das Entrinden von Stämmen soll mit Beiträgen unterstützt werden. Hier bestehen sonst Engpässe, da der Bedarf respektive die Lagerkapazitäten gerade bei Schnitzelholz jetzt im Sommer sehr begrenzt sind. Diese Massnahmen sollen helfen, zusätzliche Schäden an den Fichten zu begrenzen.

Ersten Schätzungen zufolge wurden durch den Sturm in der Nacht auf den 2. August 15 000 Kubikmeter Holz geworfen, rund die Hälfte davon sind Fichten.
Ersten Schätzungen zufolge wurden durch den Sturm in der Nacht auf den 2. August 15 000 Kubikmeter Holz geworfen, rund die Hälfte davon sind Fichten.

Abgesehen von sehr vielen Streuschäden gab es auch flächige Schäden, wie hier oberhalb Nussbaumen im Wald der Bürgergemeinde Hüttwilen.
Abgesehen von sehr vielen Streuschäden gab es auch flächige Schäden, wie hier oberhalb Nussbaumen im Wald der Bürgergemeinde Hüttwilen.

Die beschädigten Fichten sind optimale Brutstätten für den Borkenkäfer, daher müssen jetzt eine starke Vermehrung der Käfer und weitere Schäden am Wald befürchtet werden.
Die beschädigten Fichten sind optimale Brutstätten für den Borkenkäfer, daher müssen jetzt eine starke Vermehrung der Käfer und weitere Schäden am Wald befürchtet werden.

Der intensive Frass der Borkenkäferlarven unter der Rinde unterbricht den Saftstrom in der Rinde und die befallenen Fichten sterben ab.
Der intensive Frass der Borkenkäferlarven unter der Rinde unterbricht den Saftstrom in der Rinde und die befallenen Fichten sterben ab.